Heute ist „Mariä Empfängnis“, in der römisch-katholischen Kirche und in den orthodoxen Kirchen ist das ein hoher Feiertag. Was wird denn da gefeiert?
Datumsangaben
Manche Menschen wundern sich, dass zwischen Mariä Empfängnis (8.12.) und Weihnachten (24.12.) nur 16 Tage liegen. Wer sich wundert, unterliegt einem Missverständnis. Am 25. März, also 9 Monate = eine Schwangerschaftsdauer vor Weihnachten, vor der Geburt des „Jesus“, wird nämlich „Mariä Verkündigung“ gefeiert. Mariä Verkündigung feiert, dass der Engel Gabriel Maria ihre Schwangerschaft „verkündet“; eine „unbefleckte“ Schwangerschaft ohne menschlich zeugenden Vater, veranlasst nur durch den „Heiligen Geist“.
Was passiert 9 Monate nach Mariä Empfängnis, am 8.9.? Da feiern die katholíschen und orthodoxen Kirchen „Mariä Geburt“, also dass Maria auf die Welt gekommen ist.
Also: zu Mariä Empfängnis wird gefeiert, dass Anna, die Mutter Marias, also eine Großmutter des Jesus, mit Maria schwanger geworden ist. Dabei lehren die Kirchen, dass diese Schwangerschaft „unbefleckt“ entstanden sei. (Was immer man unter einer „befleckten“ Schwangerschaft auch verstehen will.)
Wir haben da also zwei „unbefleckt“ entstandene Schwangerschaften hinter einander: die, bei der Anna Maria „empfängt“ (8.12.; Geburt am 8.9.), und die, bei der Maria Jesus „empfängt“ (25.3.; Geburt am 24.12.).
Fragen
Man kann sich da alles Mögliche fragen: Wo haben die (katholischen und orthodoxen Theologen) denn überhaupt die genauen Daten her? (Antwort: „aus der Tradition“.) Warum benötigt der allmächtige „Gott“ denn überhaupt eine oder zwei unbefleckte Schwangerschaften, um letztlich „auf die Welt“ zu kommen? Warum spielt der „Heilige Geist“ da Vaterrolle, wo doch der Stammbaum des Jesus über den Josef definiert wird (Matth 1,16)? U.v.a.m.
Gut: Gottes Wege sind vielleicht unfassbar; ich versteh’s halt nicht. Okay, damit kann ich leben; darum bin ich Agnostiker. Was ich Prinzip nicht fassen kann, muss ich bleiben lassen: Lass ich’s halt bleiben. Mir wurscht; schön, dass die Kinder schulfrei haben.
Die Hauptfrage heute
Die Hauptfrage ist für mich aber seit vielen Jahren: Welches Verständnis von Sexualität steckt hier im Hintergrund? Wer denkt da offensichtlich, dass Sex „Befleckung“ ist? Das ist doch krank.
Nach 2000-jähriger Beherrschung durch eine sexualfeindliche christliche Moral ist es dann kein Wunder, wenn nach einem anhaltenden Machtverlust der christlichen Kirchen die Sachlage ins ebenso kranke Gegenteil kippt, die Darstellung von Sex als Pornographie alltäglich und die mehr oder weniger gewalttätige Ausübung von Macht in Form von „Sex“ allgegenwärtig wird – siehe #metoo.
Gesund wäre eine schöne, respektvolle, gewaltfreie Sexualität.
Schreibe einen Kommentar zu Jan Kees Antworten abbrechen