Preise
Preise für Produkte und für Dienstleistungen – so die naiv-kapitalistische Weisheit – entstehen aus Angebot und Nachfrage. Wird ein Produkt stark nachgefragt, steigen die Preise. Wird ein Produkt nicht mehr stark nachgefragt, sinken die Preise. Wird ein Produkt nur knapp angeboten, wird es teurer; wird ein Produkt breit und ausreichend angeboten, wird es billiger. So die Idealvorstellung.
(Angebot und Nachfrage funktionieren freilich nicht wirklich, wenn es nur wenige Anbieter gibt – oder gar nur einen: ein Monopol. Sind es nur wenige, sind Preisabsprachen möglich; ist es ein Monopol, kann man kaufen oder nicht; „handeln“ bringt dann wenig. De facto sind heute Kartelle mit Preisabsprachen in vielen Branchen gang und gäbe.)
Außerdem stecken in einem Produkt noch die Kosten der Produktion: die Kosten der Rohstoffe, der Energie, der Transporte, der menschlichen Arbeit, die in der Produktion notwendig waren. Die machen in Summe auch einen Wert aus. Wenn dieser Wert nicht am Markt (von Angebot und Nachfrage) erzielt werden kann, wird das Produkt vermutlich bald vom Markt verschwinden.
Außerdem – so lernen wir derzeit – sind Preise für Produkte noch von sog. „territorialen Lieferbeschränkungen“ – engl. „Territorial Supply Constraints“ oder TSCs – abhängig. Große Hersteller – also z.B. Lebensmittelkonzerne – legen für manche Länder Preisspannen fest.
Diese machen es Groß- und Einzelhändlern sehr schwer oder unmöglich, Produkte in einem Mitgliedsstaat zu kaufen und in einem anderen weiterzuverkaufen. Das führt besonders in kleineren EU-Mitgliedsstaaten im Supermarktregal zu Preisaufschlägen gegenüber größeren Nachbarstaaten wie Deutschland.
Ja: nach Österreich liefern kostet diesen Konzernen unter Umständen anscheinend (???) etwas mehr als nach Deutschland. Das wird mit Preisaufschlägen „ausgeglichen“. Das sollte man besprechen: anhand von korrekten Daten.
Was kann Österreich tun?
a) Preisobergrenzen festsetzen?
Das ist die einfache oder naive Lösung. Man beschließt durch Gesetze o.ä., dass ein Produkt nicht mehr kosten darf als z.B. 1 Euro. Wenn man aber Produktionskosten hat, die höher sind, wird das dann niemand mehr produzieren. Das Produkt verschwindet vom Markt.
Preise sind Wirtschaftsindikatoren; es hat keinen Sinn, sie festzusetzen. Preise sind wichtige Informationen zum Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Wenn man Preise festsetzt, ignoriert man wichtige wirtschaftliche Informationsquellen.
b) die TSCs wegargumentieren?
Österreich kann sich bei der EU-Kommission gegen die Aufschläge wehren. Da ist ein Versuch durch Beamte des Wirtschaftsministeriums bereits kläglich gescheitert; Minister Hattmannsdorfer will das offenbar nun reparieren, was seine Beamten in den Sand gesetzt haben. Mal schauen, wie die Konzerne ihre Aufschläge argumentieren.
c) die Produktionsfaktoren beeinflussen?
Der Staat selbst produziert wenig; aber es gibt z.B. immer noch staatliche und quasi-staatliche Energieversorgungsunternehmen. Energie spielt bei praktisch jeder Produktion eine Rolle; auch die Energiepreise spielen bei den Prodkuktpreisen eine Rolle.
Wenn es gelingt, die Energiepreise im Rahmen zu halten, wird sich das auf das allgemeine Preisniveau auswirken. Die Energiekonzerne haben in den letzten Jahren sehr gute Geschäfte gemacht; sie sollen das verdiente Geld auch investieren: in Energiespeicher und in Leitungskapazitäten – wir brauchen beides. Aber es wäre sinnvoll, sie von der Pflicht weiterer Geschäftemacherei zu entbinden. Wo der Staat Besitzer ist, könnte er das vom Vorstand des entsprechenden Konzerns verlangen.
d) Preisabsprachen verhindern / verbieten; Monopole brechen
Es wird oft schwierig sein, Preisabsprachen nachzuweisen. Manchmal gelingt es. Entsprechende Strafen müssten halt Manager:innen auch davon abhalten, den Markt zu unterlaufen. Einige der größten Wirtschaftsverbrechen haben mit Preisabsprachen zu tun.
Preise festsetzen? Nein! Konzerngewinne limitieren? Ja, durchaus!
Ich bin kein Wirtschaftler; das ist mein Verständnis. Wenn ich da grobe Fehler oder Mängel habe, bitte ich um korrigierende Diskussionsbeiträge.
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