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Reichstes Zehntel verursacht ein Drittel der Emissionen

Analyse

Gestern veröffentlichten die Salzburger Nachrichten einen Artikel „Von arm und reich im Klimaschutz“. Der Autor Martin Stricker verarbeitet da einen Beitrag von Joel Tölgyes vom Momentum Institut. Ich kann diesen Artikel – „Reichstes Zehntel verursacht Drittel der Emissionen“ – nur empfehlen. Herr Tölgyes analysiert anhand der World Inequality Database die Herkunft der klimarelevanten Emissionen in Österreich – und kommt auch zu entsprechenden Maßnahmen.

Dabei basiert das nur auf österreichischen Daten. Ich bin sicher, dass die globalen Unterschiede zwischen Reich und Arm noch viel drastischer ausfallen – das zeigt z.B. auch ein Bericht im Spiegel.

Die Botschaft ist an sich einfach: z.B.:

Während die einkommensärmere Hälfte der Bevölkerung ihren Treibhausgas-Ausstoß 2019 im Vergleich zu 1990 um 9 Prozent reduzierte, verursacht das einkommensreichste Prozent sogar um 45 Prozent mehr Emissionen. Auch der Rest des obersten Einkommenszehntels hat in Sachen Emissionsausstoß zugelegt. Sie verursachen im Beobachtungszeitraum 23 Prozent mehr klimaschädliche Emissionen. Die obere Mittelschicht (6.-9. Einkommenszehntel) stößt zusätzlich 5 Prozent mehr aus.“

Und:

Alleine durch ihr Mobilitätsverhalten verursachen Reiche mehr Treibhausgase als Einkommensarme insgesamt emittieren. Sie fahren häufiger größere und klimaschädlichere Autos, fliegen öfter, vielleicht sogar mit den Privatjet. Sie heizen größere Häuser, konsumieren mehr Güter und verbrauchen somit auch mehr Ressourcen.

Der Spiegel findet sogar zur Überschrift:

Ein Hundertstel der Menschheit verursacht die Hälfte der Emissionen aus der Luftfahrt

Ausnahmen …

Gut: das stimmt natürlich nur in der Tendenz, nicht im Einzelfall. Ich kenne einen Herrn, der als Beamter in Pension vermutlich zu den reichsten 30 % gehört. Aber er fährt keine Autos, schon gar nicht „häufiger“, „größere“ und „klimaschädlichere“, sondern er besitzt kein Auto und benützt Fahrrad und Öffis. Er fliegt nicht „öfter“, sondern nie. Er heizt kein Haus, sondern eine Wohnung, und das auch maßvoll, wie er mir durch seine Heizkostenabrechnung belegt hat.

Politische Maßnahmen

Herr Tölgyes empfiehlt der Politik:

Das Momentum Institut empfiehlt bei exzessivem und klimaschädlichem Verhalten anzusetzen. Maßnahmen im Bereich der Mobilität wären ein Verbot von Privatjet- und Kurzstreckenflügen, Vielfliegerabgaben und gewichts- sowie größenabhängige Parkgebühren (SUV vs. Kleinwagen). Auch im Wohnbereich könnte man ansetzen: Ein vergünstigter Grundbedarf bei Gas und Strom sorgt dafür, dass Grundbedürfnisse leistbar bleiben. Darüberhinausgehender Energieverbrauch sollte dafür teurer werden, um Sparanreize bei exzessivem Verbrauch zu setzen.

Ich bin da voll dafür. Und das ist erweiterbar. Ich denke, SUVs sollten z.B. nicht nur erhöhte Parkgebühren zahlen, sondern auch deutlich höhere Versicherungsprämien erfordern. (Ich persönlich würde an sich PKWs mit einem Normverbrauch von über 6 Liter pro 100 km gar nicht mehr zulassen.)
Einen „vergünstigten Grundbedarf“ beim Strom haben wir derzeit schon – mit der sog. „Strompreisbremse“. Die ist noch sehr einfach konstruiert: 2.900 kWh Jahresverbrauch unabhängig von Haushaltsgröße ist (allzu) „simpel“. Dass man das bei „exzessivem“ Verbrauch noch mit entsprechendem Zuschlägen versehen könnte, seh ich auch so – außer die „Verbrauchsexzesse“ sind z.B. durch ein komplexes Krankheitsgeschehen bedingt.


In den Salzburger Nachrichten hat Martin Stricker am 13.5. das Thema ebenfalls aufgegriffen: „Von arm und reich im Klimaschutz“.

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