michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Seien wir doch ehrlich …

… es geht nicht ums Kopftuch.

Die Diskussion um ein Burkaverbot war schon. Sie ist in einem allgemeinen Verhüllungsverbot gelandet. Dieses gibt es: es betrifft nicht nur Frauen in Burka. Es wird aber kaum geahndet, denn es finden sich praktisch keine Anlässe. Es war: Viel Lärm um (fast) nichts.

Nun wird als nächste Kuh ein Kopftuchverbot für muslimische Mädchen in Kindergarten und Volksschule durch das Dorf getrieben. Zur allgemeinen Belustigung? Oder zur Ablenkung von wichtigeren Themen?

Seien wir doch ehrlich: wer ein Kopftuchverbot will, will ein Verbot des Islam, mindestens eines Islams, der sich auch zeigen will. Es geht nicht ums  Kopftuch.

Ich will kein Verbot des Islams, bin aber nicht Moslem. Ich will kein Verbot des Christentums, bin aber nicht Christ. Ich will kein Verbot des Buddhismus, bin aber nicht Buddhist. Ich bin ein Atheist oder Agnostiker oder ein atheistischer Agnostiker – fast wie man will.

Ich will, dass Religion (endlich!) Privatsache wird. Ich will, dass der Staat keine Religion bevorzugt oder benachteiligt. Ich will, dass antidemokratische, rassistische, sexistische Umtriebe eingestellt werden können, aber weil sie antidemokratisch, rassistisch oder sexistisch sind, nicht, weil sie zu einer (Auffassung von) Religion gehören. Ich kenne nette, kluge Moslems und Christen und Atheisten, ich kenne gar nicht nette dumme Moslems, Christen und auch Atheisten. Gar nicht nette und dumme, vielleicht sogar gefährliche gibt es überall.

Wer sich an die Verfassung hält, soll seine Religion ausüben können. Das Kopftuch gehört nicht in die Verfassung. Es ist nur ein Symbol: es ist nicht so sehr das Symbol eines moslemischen Fundamentalismus, sondern eher das einer stinknormalen politischen Borniertheit, die uns Scheinprobleme vorgaukelt, um von wirklichen Problemen abzulenken.


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Eine Antwort zu „Seien wir doch ehrlich …“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    > Seien wir doch ehrlich: wer ein Kopftuchverbot will, will ein Verbot des Islam, mindestens
    > eines Islams, der sich auch zeigen will.
    Nein, da muß ich entschieden widersprechen:
    Ich bin ausnahmsweise der Meinung, dass der Strache da ausnahmweise mal sogar eine gute Idee hatte (obwohl ich ihm da durchaus unterstelle, aus den falschen Motiven zu handeln).

    Denn:
    Dass Mädchen im Kindergarten- und Volkssschulalter aufgrund religiöser Vorschriften des Islam angeblich bereits ein Kopftuch zu tragen hätten, das geht sich nur aus, wenn man Koran, Sunna und Hadithen so dermaßen verdreht auslegt, dass man diesen damit buchstäblich das Kreuz (no pun intended) bricht.
    Denn es gibt in den heiligen Schriften des Islam wirklich keine einzige Stelle, aus der man das ableiten könnte, ohne einen theologischen Spagat zu vollführen, für den die Bezeichnung „Blutgrätsche“ unzureichend wäre.

    Dazu kommt noch das im Koran gültige Prinzip der Abrogation, also dass chronologisch „jüngere“ Bestimmungen des Koran oder der Sunna chronologisch „ältere“ Bestimmungen außer Kraft setzen. Interessanterweise sind aber gerade jene Bestimmungen, die deutlich „liberaler“ sind, fast alle älteren Datums – d.h. da haben anscheinend später einer oder mehrere geistliche Führer des Islam im Laufe der Zeit dazu- und umgedichtet, wie sie grade lustig waren – und ironischerweise betrachten zeitgenössische Strenggläubige genau das als unveränderliche Richtlinien Allahs, an denen nicht einmal ein I-Tüpftelchen mehr verändert werden darf, weil damit das Wort Gottes angeblich verändert würde.

    Nein, ich denke, ein Kritik an einem möglichen Verbot der Verschleierung von Kindern geht zielgenau in die falsche Richtung.
    Denn eigentlich sollte genau so eine Diskussion eher dazu anregen, ohne Unterschied JEGLICHE Glaubensvorschriften zu hinterfragen und ggf. zu verbieten, die sich auf Kinder (und noch nicht religionsmüündliche Jugendliche unter 10 bzw. 14 Jahren) bezieht.

    Denn: Von Kindern und Jugendlichen hat man religiöse Indoktrination JEDER Couleur konsequent fernzuhalten. Eben damit diese sich später wirklich frei dafür entscheiden können, einen Glauben anzunehmen – oder im Fall des Falles auch keinen.

    Denn seien wir ehrlich: Wenn ein Kind von klein auf in irgendeiner Form religiös indoktriniert wird:
    Wie frei sind diese Menschen dann tatsächlich in der Wahl ihres Glaubens, wenn sie sich mit 14 Jahren eigenständig für einen (oder eben auch keinen) Glauben entscheiden dürfen?
    Eben.

    D.h. es überrascht mich selbst, aber in dieser Angelegenheit stimme ich Strache sogar einmal vollkommen zu, weil er damit verdammt nochmal richtig liegt. Ja, der Strache von der FPÖ – denn manchmal findet eben auch das blödeste aller Hühner ein Korn (und greift dabei allerdings aufgrund des eigenen Weltbildes zu kurz).

    Deswegen würde ich es begrüßen, nicht reflexartig dagegen zu sein, nur weil der Vorstoß aus dem falschen Eck kommt – sondern ich wäre im Gegenteil dafür, den Vorstoß der FPÖ da gewissermaßen „auszubremsen“, indem man Straches Idee zum Anlaß nimmt, den Einfluß aller Religionen allgemein und das Tragen religiöser Symbole im Speziellen konsequent zurückzudrängen.
    Womit man auch praktischerweise gleichzeitig Strache und der FPÖ an den Karren fahren könnte, wenn die wieder einmal das Christentum für sich entdecken, um bei Veranstaltungen z.B. mehr oder weniger publikumswirksam mit Kruzifixen herumzuwedeln.

    Denn: jeder Mensch wird als Atheist geboren – religiös wird er nur gemacht.
    (Und nebenbei erwähnt ist die Verschleierung von Frauen mehr in kulturellen Traditionen verankert als in religiösen; Religionen wie z.B. der Islam oder auch das Judentum haben sich da nur draufgesetzt und das im Laufe der Zeit für sich vereinnahmt und begonnen, das als Eigenleistung zu verkaufen.)

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