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Soziopath an der Macht

Die Lage

In einem der wirtschaftlich-militärisch mächtigsten Staaten der Welt ist für noch 14 Tage ein unkontrollierbarer Soziopath an der Macht. Er ist abgewählt; er weiß das; und er hetzt seine Anhänger wider besseres Wissen in eine Art Putsch.

Schon am 22.11. habe ich den US-Machthaber als Putschisten bezeichnet. Ja, Donald „Lame Duck“ Trump ist ein Putschist, allerdings ein mieser – wie er ja auch ein mieser Präsident und ein mieser Mensch ist – ein voll entwickelter Soziopath eben. Jeder halbwegs organisierte mittelamerikanische oder afrikanische Generalmajor oder Oberstleutnant, der seinen Präsidenten aus dem Amt putscht, organisiert das weit effektiver. Trump ist Putschist; er will den Putsch, aber er kann es nicht wirklich; er erzeugt lediglich einen wilden Mob, der sich mit ein bisschen Polizei und Nationalgarde schon wieder halbwegs kontrollieren lässt.

Meines Erachtens befinden wir uns in einer weltweiten Krise, die in ihrer Gefährlichkeit der Kuba-Krise 1962 durchaus gleichkommt. Dieser „Präsident“ kann einen Krieg auslösen – damit er in der Zwischenzeit an der Macht bleibt. Dieser „Präsident“ hat Zugang zum nuklearen Code: ich bin mir sicher, dass er bereits darüber nachdenkt, inwiefern der ihm etwas nützen kann. Er denkt über geeignete Anlässe bereits nach – vermute ich.

Aber wie geht das weiter?

Immer noch sehe ich eine Chance von etwa 10%, dass sich der führende US-Soziopath irgendwie an der Macht hält. 90% dagegen: ich bin relativ sicher, dass diese Katastrophe, die sich Amtszeit nennt, am 20.1. zu Ende ist, ohne dass die Welt in diesen 14 Tagen noch wesentlich mehr Schaden nimmt.

Wie wird es in den USA weiter gehen, wenn Joe Biden Präsident ist und Kamala Harris Vizepräsidentin? Ich sehe Wellen von Gewaltexzessen auf die USA und die gesamte Welt zukommen. Der Mob hat keine wirkliche strategische Planung; auch sein Führer ist nicht in der Lage, ihm eine zu bieten. Aber der Mob ist zu zahllosen zahlenmäßig kleinen Gewaltexzessen in der Lage. Und er verfügt über Waffen. Politiker sind in Lebensgefahr: prominente Demokraten, aber auch Republikaner, die als „Verräter“ identifiziert werden. (Nicht nur Politiker: auch FunktionärInnen von NGOs usw.) So viel Polizeischutz, wie da für Biden, Harris, Pence, McConnell und viele andere notwendig wäre, könnten sich die USA zwar finanziell leisten, aber sie können das nicht gut genug organisieren: individueller Terror ist nicht absolut verhinderbar.

Was naiv ist …

Naiv ist meines Erachtens ein allzu großes Vertrauen in die ach so tolle „amerikanische Demokratie“. 1776 war diese Demokratie ein leuchtendes Beispiel; historisch ist das korrekt. Aber in Wirklichkeit ist diese Demokratie eine Demokratie des Großen Geldes geworden. Ohne einen erheblichen materiellen Besitz kann man in den USA keinen Wahlkampf führen. Es ist eine Demokratie, in der die wohlmeinenden Reichen gegen die egoistischen Reichen Wahlkampf führen: jene, die in staatlicher Sicherheits- und Sozialpolitik eine Art Versicherung sehen, in die man investieren soll, gegen jene, die ihre Sicherheit etwas direkter hauptsächlich im eigenen Reichtum erkennen.

Ich bin gern bereit, in relativ jungen PolitikerInnen wie Alexandra Ocasio Cortez oder Jon Ossoff Gegenentwürfe zu erkennen – aber es ist noch nicht ganz klar, wie sie sich im System zurechtfinden können.

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