Veröffentlicht in Privates, Bildung, Politik

Die taz über Zustände in Berlin

Wichtig: mehr als den ersten Absatz lesen!

Kein „Bericht“

Die Berliner Tageszeitung taz „berichtet“ in einem Artikel „Woher kommt der Hass?“ im ersten Absatz:

Wer diese Woche in Berlin zur Arbeit, zur Kita oder ins Restaurant kommen wollte, hatte keine Chance. Überall klebten Hände, Füße und Köpfe auf den Straßen, orange Westen setzten sich einem entgegen und verhinderten mit ihren Körpern und Plakaten ein Durchkommen. Den Ber­li­ne­r*in­nen blieb nichts anderes übrig, als zu Hause zu bleiben, schlimmer als im Lockdown. Seit fünf Tagen steht Deutschlands Hauptstadt still, nichts ist mehr möglich.

Dieser erste Absatz ist kein Bericht über Reales. Er ist ein Bericht über Ängste, die produziert werden und über die Produzenten dieser Ängste; nicht über die Wirklichkeit: „An diesem Szenario ist kaum etwas richtig.“ Wie es wirklich ist und wer diese Ängste produziert, steht im Rest des Artikels.

Es ist alles wahnsinnig harmlos.
Noch harmloser als die Proteste sind die Forderungen der Klimaaktivist_innen.

Der Artikel endet mit – mehr oder minder machbaren – Vorstellungen für Klimaakivitäten anderer Art.

Meines Erachtens zeigt der taz-Artikel, dass die Situation der Klima-(Politik-)Proteste in Deutschland ganz ähnlich ist wie in Österreich. Allerdings strafen die Deutschen jetzt schon deutlich härter und die handgreiflichen Angriffe auf Aktivist*innen von sich blockiert fühlenden Bürger*innen sind offenbar brutaler.

Die taz informiert

Die taz benennt auch einige Politiker, die die Auseinandersetzung bewusst anheizen und zuspitzen. Es sind Politiker der CDU, der CSU und der FDP, die in verschiedener verbaler Brutalität über den zivilen Ungehorsam herziehen. (Es gibt sie auch in der AfD, aber die kommt da nicht vor.) Da wird aktiv und völlig unverantwortlich Zuspitzung betrieben und Hass generiert. Da werden gesellschaftliche Gräben geschaufelt: von der Opposition und auch aus der Regierung heraus.

Auch das gibt es in Österreich; es ist nur noch nicht so prominent besetzt.

Ein riskantes Medienexperiment

Tatsächlich lesen viele Menschen nur die Überschrift und die ersten Zeilen eines Medientexts. Wer sich da auf Ironie verlässt, tut sich unter Umständen als Autor*in nichts Gutes. Ich muss mich da unter Umständen auch selbst an der Nase nehmen: ich neige auch zu ironischen Einleitungen.

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