michael bürkle

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Michael Bürkle

„The Boss“

Seit 1.9. bin ich nicht mehr Administrator des Gymnasium für Berufstätige. Ab 1.11. bin ich mit den Agenden der Direktion betraut – ich habs jetzt schriftlich.

Unsere Verwaltungspraktikantin hat mir zu meinem Abschied als Administrator eine große, schöne Kaffeetasse geschenkt. Auf ihr steht in großen Buchstaben „The Boss“. Ich möcht die Tasse trotzdem verwenden, obwohl sie womöglich Missverständnisse erzeugt.

Ich habe mich nämlich nicht um die Direktorenstelle beworben, um „Boss“ zu werden. Ich bin nicht gerne „Chef“, sondern spiele lieber im Team. Ich wollte, dass jemand, der unsere Schule gut kennt, die Arbeit, die wir mit Direktorin Eliskases angefangen haben, weiterführt. Am besten jemand aus der Schule selbst, denn ein Direktor „von außen“ hätte sicher einen langwierigen, komplizierten Einarbeitungsprozess auf sich zu nehmen. Denn unsere Schule ist in Vielem sehr anders als andere Schulen.

Ich hatte auch einige mögliche Kandidatinnen aus unserer Schule im Blickfeld, gegen die ich sicher nicht kandidieren wollte. Ich habe sie im Vorfeld der Bewerbung alle gefragt, ob sie sich als Direktorin bewerben würden, aber sie haben dezidiert abgelehnt; alle. Damit musste ich mich entscheiden: es selbst machen oder es geschehen lassen. In dieser Alternative mache ich es allgemein lieber selbst.

Trotzdem ist jetzt die Boss-Tasse da. Ja, ich möcht sie verwenden, weil ich die Schenkerin schätze. Und ja, ich werde wohl auch manchmal „Boss“ oder „Chef“ (oder „Vorgesetzter“) sein müssen, das ist Teil der job description. Ja, ich habe Erfahrung damit, ein „Geschäft“ zu „führen“, ich fürcht mich nicht davor. Aber das Ziel, der Lebenstraum, war und ist es nicht.


Lit.: Projektmanagement: hierarchisch vs. anarchisch

 


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Kommentare

4 Antworten zu „„The Boss““

  1. Avatar von lacki.chris
    lacki.chris

    Bruce Springsteen passt doch zu dir – waren zumindest meine Anfangsgedanken… 🙂

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      danke für die blumen! springsteen ist doch eine ehre, auch wenn ich nicht „born in the U.S.A.“ bin und die „streets of philadelphia“ noch nie gegangen bin. „i’m on fire“? naja… „dancing in the dark“ passt auf jeden fall zum abendgymnasium.

  2. Avatar von Whisker
    Whisker

    > Ich bin nicht gerne „Chef“, sondern spiele lieber im Team.
    Ich würde das nicht so eng sehen.
    Denn auch das beste Team braucht bisweilen einen „Chef“ oder „Boss“, also jemanden, der den Überblick behält, Ressourcen richtig verteilt, Aufgaben an die Teammitglieder so verteilt, dass diese ihre Fähigkeiten optimal einsetzen können und bisweilen als „Leithammel“ die Richtung anzeigt, in die sich das Team bewegen sollte, um ein Ziel zu erreichen.

    Außerdem geht ein guter Chef bevorzugt nur dann nach dem Prinzip „par ordre de mufti“ vor, wenn es z.B. nötig ist, sehr schnell Entscheidungen zu treffen und eine Absprache im Team zum Beispiel zeitlich einfach nicht möglich ist. Oder ist derjenige, der den Ausschlag gibt, wenn ein Team sich z.B. nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen kann.
    Also ähnlich wie z.B. im US-Senat – wenn es unter den 100 Senatoren bei einer Abstimmung zu einem 50:50-Ergebnis kommt, gibt die Stimme des Senatspräsidenten den Ausschlag, um aus dem Unentschieden herauszukommen.

    Das bedeutet: ein guter Chef IST genauso Teil seines Teams wie alle anderen Mitglieder, und ich bin der Meinung, das trifft auf dich zu.

    Ich kenn dich zwar nicht als Schuldirektor, aber ich hab dich bei den Grünen als Landesgeschäftsführer erlebt, und da hast du einen ausgesprochen guten „Chef“ abgegeben. Und zwar gerade, weil du der Position so kritisch gegenüberstehst und es vielleicht darum immer vermieden hast, einfach nur par ordre de mufti zu dekretieren, was zu geschehen hat.

    Da habe ich dich immer mehr wie den Teamkapitän einer Fußballmannschaft gesehen, der bei einem Match ganz normal als Teil des Teams mitspielt und nur dann als „Chef“ tätig wird, wenn es die Umstände erfordern.

    Und auf diese Weise „Chef“ oder „Boss“ zu sein, ist absolut in Ordnung.

  3. Avatar von Whisker
    Whisker

    Eins noch:
    Ich denke nicht, dass so eine Tasse Mißverständnisse erzeugt, denn so eine Tasse kann sich jeder Mensch problemlos kaufen, auch wenn er gar kein Boss ist. Das heißt also erstmal gar nichts.

    Erst einmal war es ein Geschenk der Praktikantin, die sich vielleicht dachte: „der Michael war so ein kompetenter und guter Boss, der hat es sich verdient, das auch zeigen zu dürfen“.
    Also war das vielleicht auch ein Zeichen von Respekt, weil du als Administrator mehr durch Kompetenz, Erfahrung und Führungsqualität überzeugt hast, anstatt deine Position in der Hierarchie hervorzukehren und Entscheidungen rein mit dieser Position zu begründen.

    Oder vielleicht wars auch nur ein kleiner Scherz, mit dem sie dich ein wenig auf die Schaufel nehmen wollte, weil sie wußte, dass du nicht gern Chef bist. 😉

    Übrigens, um das Beispiel mit Springsteen nochmal aufzugreifen:
    Springsteen wird nicht als „The Boss“ bezeichnet, weil nur sein Wort gilt, sondern er ist eigentlich dafür bekannt, in seiner Band ein guter Teamplayer zu sein. Den Spitznamen hat er übrigens in den 70ern dafür bekommen, dass er seinen Bandmitgliedern die Gage immer nach den Auftritten bar ausgezahlt hat.
    D.h. das hat keinen autoritären Hintergrund, sondern er hat halt das gemacht, was ein Boss tut: Leute für die Leistung zu entlohnen, die sie gebracht haben, also deren Leistung anzuerkennen. Und diese Anerkennung bekam er quasi durch den Spitznamen zurück.

    Also: Sei vorsichtig mit der Goldwaage und den Worten, die du drauflegst. 😉

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