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Treibhausgase: die Lage ist besch…eiden!

Derzeit läuft in Dubai die 28. Weltklimakonferenz. Sie ist ziemlich offensichtlich von der Erdöl-Mafia gekapert und wird versuchen, keinen wirklichen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen festzulegen.

Dabei gäbe es kleine Erfolge im Rahmen der globalen Klimakatastrophe. Der ORF hat dankenswerterweise im Artikel „Klimasünder vor schwierigem Spagat“ aktuelle Daten von „EDGAR“, der „Emissions Database for Global Atmospheric Research“ vorgelegt. Da kann man einiges sehen. (Ich hoffe, der Artikel bleibt lange greifbar: die Applets sind schon sehr illustrativ, finde ich. Der Datenbestand von EDGAR, einer Datenbank der Europäischen Kommission, erfordert sonst einige Analysearbeit, die man als „Normalbürger“ nicht ohne Weiteres leisten kann.)

Emissionen nach Ländern

Zunächst die Emissionen weltweit nach Ländern (in Megatonnen pro Jahr):

 

Die schlechte Nachricht: die weltweiten Emissionen der Treibhausgase steigen weiterhin. Man redet und redet seit Jahrzehnten, aber es hilft (insgesamt) praktisch nichts. Die Emissionen Chinas und Indiens steigen – in China mehr als in Indien. Aber wenn Indien – wie vorher China – ebenfalls ein fossil bestimmtes Wirtschaftswachstum starten wird … dann sind alle Bemühungen um das 1,5-Grad-Ziel vergebens.

Eventuell positive Daten: die Emissionen der EU sind leicht zurückgegangen; die Emissionen der USA gegenüber dem Jahr 2000 ebenfalls; allerdings gibt es in den USA seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts keinen erkennbaren Fortschritt.

Was besonders irr ist: die internationale Schifffahrt („international shipping“) und der Flugverkehr („international aviation“) befinden sich in dieser Liste auf den Plätzen 13 und 23. Die Schifffahrt (ca. 751 Megatonnen) liegt an Emissionen zwischen Deutschland (784) und Südkorea (ca. 726); die Luftfahrt (426 Mt) zwischen dem UK (ca. 427) und Nigeria (ca. 408). Das muss man als „Kosten der Globalisierung“ nicht einfach hinnehmen; da müsste man vehement daran arbeiten.

Emissionen pro Kopf

Sehen wir uns die Daten noch pro Kopf an:

 

Man sieht: die Bürger*innen der USA leben teuer, mit hohen Emissionen, aber sie lernen langsam dazu; halt sehr langsam. Umgekehrt in Russland: pro Kopf emittieren Russ*innen derzeit schon mehr als US-Amerikanser*innen und diese Emissionen haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen – nach einem deutlichen Rückgang um das Jahr 2000. In China hat sich ein Standard an Emissionen entwickelt, der den Europas bereits deutlich übertrifft: die Europäer*innen leben pro Kopf bereits deutlich CO2-sparsamer als die Chinesen. (Die Chinesen merken das übrigens auch am Smog in ihren Großstädten.)

Gemeinsam ist US-Amerikanern, Chinesen und Europäern, dass sie immer noch deutlich mehr Treibhausgas erzeugen als die Welt im Durchschnitt. Die Welt im Durchschnitt stünde ohne die Großemittenten USA, China und EU deutlich besser da. Es wäre viel zu tun, im globalen Nordwesten und im globalen Nordosten.

Würde man Österreich einblenden, sähe man, dass sich seine Kurve an der der EU orientiert; zuerst liegt sie besser, dann aber, in den letzten 20 Jahren, schlechter. (Allerdings ist das Gelb der österreichischen Kurve so schwach, dass man die Linie kaum erkennen würde.)

Eine Gruppe relativ kleiner Länder hat die bei Weitem größten pro-Kopf-Emissionen der Welt: Qatar, Palau, Bahrain, Kuwait, Trinidad, Brunei, die VAE, Oman und Saudi-Arabien. Bis auf Palau und Trinidad sind das muslimische Ländern, im Großen und Ganzen arabische Ölproduzenten. In den VAE, in Dubai ist die Weltklimakonferenz also genau am falschen Ort. (Oder sie wäre am richtigen.)

Die Daten von EDGAR

Ich habe mir noch die gesamten Daten von EDGAR angesehen – ein Download ist möglich. Bei der Gesamtsumme der Emissionen (in „CO2-Äquivalenten“) liegt Österreich mit 76,7 Megatonnen Emissionen weltweit auf Platz 65, hinter Ecuador und vor Griechenland. Bei den pro-Kopf-Emissionen ist Österreich mit 8,7 Tonnen weltweit bereits auf Platz 48 zu finden, hinter Slowenien und vor Zypern. (Dabei verzerren einige Klein- und Kleinststaaten das große Bild.)

Innerhalb Europas liegt Österreich, was die Emissionen pro Kopf betrifft, auf Stelle 17 (s.u.).

Die Emissionen pro Kopf sind da ein Zeichen des Lebensstandards, einerseits an materiellem Reichtum (plakativ „reich“ vs. „arm“), andrerseits an ökologischem Standard (plakativ „sauber“ vs. „dreckig“). Materieller Wohlstand steigert an sich die Emissionen; saubere Produktion und sauberer Verbrauch reduzieren sie. Eine Liste für Europa lässt in etwa erahnen, was wo in welchem Ausmaß beteiligt sein wird:

Rang Land Emiss. in t
1 Gibraltar 19,68
2 Russia 17,99
3 Iceland 13,70
4 Luxembourg 13,69
5 Norway 12,60
6 Ireland 12,58
7 Czechia 11,71
8 Estonia 10,68
9 Belarus 10,65
10 Poland 10,62
11 Bulgaria 10,00
12 Finland 9,76
13 Belgium 9,74
14 Netherlands 9,72
15 Germany 9,49
16 Slovenia 8,78
17 Austria 8,70
18 Cyprus 8,68
19 Bosnia and Herzegovina 8,41
20 Türkiye 8,09
21 Denmark 7,84
22 Slovakia 8,36
23 Serbia and Montenegro 7,54
24 Lithuania 7,37
25 Spain and Andorra 7,08
26 Hungary 6,93
27 Greece 6,88
28 Italy, San Marino and the Holy See 6,70
29 France and Monaco 6,50
30 United Kingdom 6,27
31 Romania 6,10
32 Latvia 5,98
33 Croatia 5,94
34 Sweden 5,91
35 Portugal 5,88
36 Switzerland and Liechtenstein 5,18
37 Ukraine 4,84
38 Moldova 3,09
39 Albania 2,71

Schweden liegt z.B. auf Platz 34, Rumänien auf Platz 31. Ich würde meinen, dass Schweden (materiell) reich, aber ökologisch (an Emissionen) sehr „sauber“ ist, Rumänien doch arm, aber an Emissionen noch ziemlich „dreckig“. Ganz knapp bei einander aus ähnlichen Gründen z.B. auch die Schweiz und die Ukraine.


Interview mit Prof. Hans Joachim Schellnhuber zur Klimakonferenz

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