Veröffentlicht in Bildung, Politik

unnötig wie ein kropf

eine überflüssige diskussion

wir haben in österreich derzeit eine völlig überflüssige diskussion: darüber, was „normal“ sei. angezettelt von der övp niederösterreich, die mit dem wort ihre koalition mit der rechtspopulistisch-rechtsextremen fpö beschönigen wollte. als koalition der „normaldenkenden“.

inzwischen haben viele andere stellung bezogen und ich habe eigentlich keine lust, mich an dem unsinn zu beteiligen. sogar der bundespräsident hat in seiner eröffnungsrede zu den bregenzer festspielen bezug genommen und dabei deutlich vor dem ausgrenzen gewarnt. das war mehr oder weniger die einzige nützliche wortmeldung in der sache, die ich wahrnehmen konnte.

normal“ heißt, einer norm entsprechend, irgendwelchen regeln folgend. ob das gut oder schlecht ist, hängt völlig von der norm und den regeln ab. im nationalsozialismus war es „normal“, die regeln des regimes zu befolgen, auch wenn sie unmenschlich, juristisch falsch und direkt gegen die menschenrechte gerichtet waren. wenn freilich die menschenrechte die norm sind, bin ich gerne normal. präsident van der bellen hat mit recht darauf hingewiesen, dass das besondere nie „normal“ ist: mozart sei nicht „normal“ gewesen.

wer sich als „normal“ bezeichnet, macht 2 dinge: (a) er / sie nimmt in anspruch, regeln zu gehorchen – im gegensatz zu anderen; (b) sie / er nimmt in anspruch, „gewöhnlich“, „üblich“, „eingefahren“, „traditionell“, „durchschnittlich“, „gängig“ (und was sich sonst noch an synonymen finden lässt) zu sein.

ich habe nichts dagegen, wenn sich jemand in diesem sinn „normal“ fühlt, solange damit diejenigen, die sich nicht so fühlen (wollen), nicht abgewertet, ausgeschlossen, ausgegrenzt fühlen müssen. der präsident hat recht. ich denke, jeder mensch hat das recht, sich nicht „gewöhnlich“ etc. zu fühlen.

ich nehme aber an, dass das bei den erfindern der diskussion gemeint war: zu teilen in ein „wir“ und „die anderen“. „wir“ sind „normal“; irgendwelche „anderen“ sind es nicht. arroganz und präpotenz sind direkt greifbar.

eine schädliche diskussion

das ganze ist völlig überflüssig; aber es ist auch schädlich. es lenkt in einer zeit der multiplen krisen, die in ihrer häufung alles andere als „normal“ sind und die erheblicher anstrengungen bedürften, vom suchen von wirklichen lösungen ab.

es könnte sein, dass eine so unnormale krise wie die klimakrise wesentlich mehr benötigt als das, war uns normalerweise als lösung verkauft wird.

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