Veröffentlicht in allgemein, Bildung, Politik

Weltklima und Dubai

Pünktlich zur Weltklimakonferenz COP28 in Dubai erscheinen aktuelle Nachrichten:

  • Neuer Rekord bei Treibhausgasen – ein Report der Weltwetterorganisation WMO
  • CO2-Emissionen auf Höchststand – „die globalen CO2-Emissionen durch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas steigen weiter. Sie erreichen 2023 mit voraussichtlich 36,8 Milliarden Tonnen einen Höchstwert, […]“

Aber das trifft die COP28 offenbar nicht heftig (genug). Die „Debatte zu fossiler Energie zeigt Bruchlinien“. Mehrere Produzenten fossiler Treibstoffe wollen weiterhin auf Kohle, Gas und Erdöl setzen; es ist deshalb das „Aus für „Fossile“ in Abschlussdokument fraglich“. Offenbar steht zur Debatte, ob die fossilen Brennstoffe im Abschlussdokument überhaupt erwähnt werden sollen. (!!!) Man streitet sich, ob ein „Phase Out“ – ein Ausstieg – gefordert weden soll oder doch nur ein „Phase Down“ – ein Herunterfahren der Treibhausgase.

Der Leiter der Konferenz, der Chef des staatlichen Ölkonzerns der VAE ADNOC, war unter Druck gekommen, als er mit Äußerungen von ihm aus der jüngeren Vergangenheit konfrontiert worden war. Da hatte er mit dem „Rückfall in die Steinzeit“ bei Wegfall fossiler Brennstoffe gesprochen. Einige Ölförderländer konstruieren zusammen mit Ölkonzernen eine gigantische Mogelpackung namens „Global Decarbonization Alliance“, die niedrigere CO2-Emissionen mithilfe von Speicherung von CO2 im Boden usw. (Carbon Capture & Storage: „CSS“) bringen soll – was nur mit gigantischen Energieaufwand zu bewerkstelligen wäre. (Wir würden dann weiterhin CO2 produzieren durch Verbrennung fossiler Brennstoffe, fangen es aber mit hohem Energieeinsatz wieder ein – „capture“ – und speichern es im Boden – „storage“, in Bergwerken, im Meer …) Aber das Geschäft mit den Treibstoffen würde weiterhin funktionieren: ein völlig irrer Plan.

Die Erdölproduzenten haben offenbar begriffen: es gilt, die Klimakonferenzen zu kapern, damit sie keine (für die Ölproduzenten) harten Maßnahmen beschließen können. Es ist den Produzenten für die Konferenz 2023 sogar gelungen, einen Chef eines staatlichen Ölkonzerns zum Vorsitzenden der Konferenz zu machen: also den Bock zum Gärtner. Der Bock tut so, als ob er gärtnert, aber in Wirklichkeit frisst er – was soll ein Bock auch anderes tun?

Wir werden uns andere Instrumente als Weltklimakonferenzen schaffen müssen – oder die Konferenzen völlig umbauen.


Fast hätt ichs vergessen: neben denen, die die fossilen Treibstoffe – bzw. das Business mit ihnen – retten wollen, gibt es noch die, die die Atomenergie als „Alternative“ propagieren: die USA, Frankreich, das UK und noch einige weitere Staaten. Sie riechen auch ein Geschäft: elektrischer Strom, ohne die Wirtschaft allzu sehr umbauen zu müssen. Das ist die Cholera zur Pest.



Ich empfehle dazu das Interview von Martin Thür in der ZiB2 mit Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Institut für Angewandte Systemanalyse

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