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Zweitwärmstes Jahr seit Messbeginn

Die Erhitzung

Der jährlich im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie der Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) […] erscheinende Klimastatusbericht weist das Jahr 2022 als das zweitwärmste seit Messbeginn aus, berichtet ORF online. Damit sind natürlich erhebliche Folgen verbunden: Halbierung der Gletscher in den nächsten 20 Jahren, „Hochwasser, Trockenheit, Sturm“ usw. Der ORF-Bericht beleuchtet bloß einige der auftretenden Aspekte.

Hier von Seite 16 des Klimastatusberichts die 3 wichtigsten Verlaufsdarstellungen: Temperatur, Niederschläge, Sonneneinstrahlung:

a) Temperaturverlauf (seit ca. 1770):

b) Niederschlagsmengen (seit ca. 1810):

c) Sonneneinstrahlung (seit ca. 1880):

Dörfer, Siedlungsgebiete verschwinden

Haben Sie’s bemerkt: unsere Berge lösen sich auf. Wir haben das in Vorarlberg, in Hörbranz in der Nähe von Bregenz. Wir haben das auch in der Schweiz, wo in Graubünden, in der Tiroler Nachbarschaft, die Gemeinde Brienz bereits komplett abgesiedelt werden muss. Wir haben das in diversen mitteleuropäischen Gebirgszügen.

Was hat der Klimawandel mit Bergstürzen zu tun? Nicht völlig selbstverständlich, aber: Unsere Berge setzen sich aus Gesteinsmassen zusammen, die zum Teil durch Eis „verklebt“ sind – seit Jahrhunderten. Man nennt das Permafrost. Die Klimaerhitzung taut diesen „Klebstoff“ auf: der Berg gerät ins Rutschen. Man merkt das zunächst daran, dass Kletterpfade, die jahrelang als „sicher“ galten, plötzlich nicht mehr sicher sind, sondern zu bröckeln beginnen. Und was mit Bröckeln beginnt, führt mit der Zeit zu enormen Bergrutschen und zur Zerstörung von Kulturland und Siedlungsgebiet.

Man muss sich das vorstellen: Menschen in Hörbranz und Brienz und und und …  verlieren über Nacht ihr Zuhause. Wird das normal?

(Ich möchte klarstellen: die Berge „verschwinden“ nicht sofort. Es beginnt ein langer Prozess des Bröckelns, des Abrutschens, von Steinschlägen und Muren … Das sind „sogenannte Naturkatastrophen“, aber eben letztlich menschengemachte.)

Permafrost: ein Kipp-Punkt

Das Auftauen des Permafrosts ist auch ein Beispiel eines sogenannten Kipp-Punkts. Permafrost bindet Kohlendioxid und Methan; durch das Auftauen des Permafrosts werden diese Gase frei; sie wirken als Treibhausgase und tragen zur weiteren Überhitzung der Biosphäre und also zu weiterem Auftauen der Berge und zu weiterer Auflösung von Permafrost bei. Wenn dieser Prozess einmal „ordentlich“ in Betrieb ist, ist er nicht mehr aufzuhalten – die Verhältnisse „kippen“; sie führen dann zu irreversiblen Veränderungen. (Wir können die Berge nicht „neu verkleben“, sondern müssen bei ihrer Auflösung zusehen.)

Erkenntnis

Wir haben nicht mehr lange Zeit, unseren Lebensraum – die „Biosphäre“ – vor dem endgültigen Kippen in nicht mehr lebbare Verhältnisse zu retten. Wenn wir nicht schnell – sehr schnell! – den Klimawandel einbremsen, kann es zu spät sein. Dann werden alltägliche ernste Probleme wie ein Kampf gegen die Inflation absolute Nebensache: denn die Klimakatastrophe wird auch für völlig neue wirtschaftliche Verhältnisse sorgen.

Hochgradige Unfähigkeit

Es wäre eilig; sehr eilig. Aber manche unserer Politiker – z.B. der Bundeskanzler selbst und von ihm abwärts die ÖVP und mit ihr auch die FPÖ und Teile der SPÖ – tun praktisch nichts, sondern vertrösten die Bevölkerung auf „technologie-offene Lösungen“: als ob wir die Zeit hätten, an technischen Lösungen zu arbeiten, die erst in Jahrzehnten etwas bewirken können. Das ist an sich absolut unverantwortlich – aber erklärbar, wenn man annimmt, dass ein durchschnittlicher Politiker nicht weit denkt: nämlich nur bis zur nächsten Wahl. Das sind Leute, die nicht fähig, weil nicht willens sind, über notwendige, langfristige und wirksame Lösungen auch nur nachzudenken.

Ist die Sache verloren?

Nein, ich glaube, sie ist es noch nicht. Wir könnten politisch noch Wesentliches bewirken, aber es bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn wir den nächsten Generationen noch ein lebenswertes Umfeld hinterlassen wollen. Jedes Zehntelgrad Erderwärmung zählt.

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