michael bürkle

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Michael Bürkle

„Letzte Generation“ vor Gericht

Sachbeschädigung ist noch geblieben

Die Staatsanwaltschaft Wien hat nun gegen 42 ehemalige Aktivist:innen der Letzten Generation Anklage erhoben. Es geht fast „nur“ mehr um schwere (oder einfache) Sachbeschädigung; der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung hat sich in Luft aufgelöst – dort gehört er auch hin, meine ich. In einem Fall liegt der Vorwurf einer „schweren Körperverletzung“ vor, weil ein Aktivist einen Polizisten zu Sturz gebracht habe. Und „Verletzungen von Polizisten im Dienst gelten stets als schwere Körperverletzung“ – das habe auch ich nicht gewusst; man lernt nie aus.

Ein Frühwarnsystem

Man könnte als Letzte Generation aber auch der Republik die Kosten eines Klimawandel-Frühwarn­systems in Rechnung stellen. Wenn es die LG nicht gegeben hätte, wüssten heute noch viel weniger Menschen etwas vom menschengemachten Klimawandel, von der Klimakrise und der sich anbahnenden Klimakatastrophe und von der Notwendigkeit des Klimaschutzes. Mittlerweile zeigen breite Untersuchungen – bei 130.000 Teilnehmer:innen aus 125 Ländern: 89% wünschen sich von ihren Regierungen mehr Einsatz gegen die Erderhitzung.

Mittlerweile stimmt: Wer für Klimaschutz ist, gehört zur großen Mehrheit. Mittlerweile ist nachgewiesen: Die „Klimakrise kostet Millionen. Oder Billionen, je nachdem“: Millionen an Menschen­leben, Billionen an Euros. Seien wir den jungen (oder gar nicht mehr so jungen) Leuten doch dankbar, dass sie uns nachhaltig und gewaltfrei auf die Probleme aufmerksam gemacht haben.

Mein Beitrag

Der hält sich in Grenzen. Ich wäre gern dabei gewesen, zumindest am Anfang, und „dabei“ war ich oft. Zu mehr als zu einer Kontaktperson zwischen der LG und z.B. den Scientists for Future hat es aber nicht gereicht, denn ich bin gehbehindert und nur wenig mobil. Mit der Zeit sind mir die Straßen­blockaden aber kontraproduktiv vorgekommen und ich habe dafür plädiert, die Strategie zu ändern – mit wenig Erfolg. Oder war ich damit nur ein bisschen zu früh?

Teile der Überlegungen und der Auseinandersetzungen kann man in vielen Beiträgen hier im Blog nachlesen.


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Kommentare

4 Antworten zu „„Letzte Generation“ vor Gericht“

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    > Und „Verletzungen von Polizisten im Dienst gelten stets als schwere Körperverletzung“ –
    > das habe auch ich nicht gewusst; man lernt nie aus.

    Das mit der schweren Körperverletzung gilt offenbar nicht nur für Polizisten, sondern für ALLE österreichischen Beamten, allerdings „nur“ quasi in der Arbeitszeit, wenn ichs richtig verstanden habe.

    Siehe § 84 StGB (2):
    „(2) Ebenso ist zu bestrafen, wer eine Körperverletzung (§ 83 Abs. 1 oder Abs. 2) an einem Beamten, Zeugen oder Sachverständigen während oder wegen der Vollziehung seiner Aufgaben oder der Erfüllung seiner Pflichten begeht.“
    (Quelle: https://www.jusline.at/gesetz/stgb/paragraf/84 )

    D.h. wenn ich das richtig verstehe, hättest du als Direktor des Abendgymnasiums im Fall des Falles offenbar denselben erhöhten Schutz „genossen“ – weil da warst du ja Beamter, oder?

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      stimmt! ich war (bzw. bin) beamter! als pensionist halt nimmer im dienst.
      ja: man lernt nie aus. in der direktorenfortbildung ist das nie thema gewesen 😉

  2. Avatar von Whisker
    Whisker

    „Mit der Zeit sind mir die Straßen­blockaden aber kontraproduktiv vorgekommen“

    Die Blockaden von LG waren meiner Meinung nach von Anfang an nicht nur kontraproduktiv für den Klimaschutz, sondern haben ihm sogar geschadet.

    Und zwar, weil sich diese Aktionen gegen genau jene Menschen richteten, bei denen Gruppen wie LG & Co. eigentlich schauen müßten, dass sie die auf IHRE Seite bringen, anstatt sie damit zu vergraulen, dass sie ihnen das Leben schwer zu machen.

    Außerdem habe ich mehrere Male wirklich versucht, mit Leuten von der LG sowie aus dem LG-Umfeld zu reden (u.a. auch ein paar Mal in Wien, wenn ich meine Mama besuchte).
    Und ich habe in meinem Leben mit z.B. evangelikalen Christen, Zeugen Jehovas und anderen Sektierern fruchtbarere Gespräche geführt als mit den „Klebekinder“ von der LG – weil zumindest die LG-ler, mit denen ich mich unterhalten habe, hatten so dermaßen starre Überzeugungen, dass mit denen keinerlei Diskussion möglich war.

    Und dazu hatte ich bei einigen, mit denen ich reden wollte, auch den Eindruck: denen ging es überhaupt nicht um Klimaschutz, sondern nur um reine Selbstdarstellung und moralische Selbsterhöhung.
    Sprich: ich hatte manchen von der LG sogar den Eindruck, dass sie es sogar mit Absicht nur darauf angelegt haben, möglichst viel angefeindet zu werden – damit sie sich deswegen als „Erleuchtete“ fühlen können, die ja nur „verfolgt“ werden, weil SIE als Einzige „die Wahrheit“ gepachtet haben.

    Und an solchen Menschen will ich nicht einmal anstreifen.
    Weil im besten Fall bringst mit solchen Menschen „nur“ nix weiter, aber im schlechtesten Fall schaden solche Menschen in ihrem moralischen Furor und ihrer Hybris nur jedem sinnvollen [sic!] Aktivismus, weil sie diesen aktiv behindern und diskreditieren.

    Weil:
    Wenn Menschen vielleicht eh schon ein bisserl sauer auf solche Aktivisten sind, weil sie sich z.B. schon wieder wegen deren Aktionen vor dem Chef oder der Chefin dafür rechtfertigen müssen, warum sie zu spät in die Arbeit kommen, dann kommt z.B. bei der nächsten Wahl ein Kickl daher und verwertet einen Elfer nach dem anderen, den ihm Gruppen wie LG servieren:

    1) Zuerst hetzt man ein bisserl gegen LG & Co., dass die ja alle soooo ein „wokes Gsindl“ oder ähnliches wären und die angeblich den ganzen Tag nix anderes im Sinn hätten, als nur die „oamen Österreicher“ aus purer Boshaftigkeit zu drangsalieren;
    2) Dann wird der Bogen zur SPÖ und den Grünen gespannt und z.B. behauptet, diese Parteien würden mit LG & Co. unter einer Decke stecken und angeblich ebenfalls nur darauf aus sein, den „anständigen und tüchtigen Österreichern“ grad z’Fleiß das Leben zur Hölle zu machen;
    3) Und zum Schluß spielt man dann noch ein bisserl auf der „Law and Order“-Leier und verspricht z.B., dass man als „Volkskanzler“ gegen solche Leute konsequent „durchgreift“.

    Und dann kommen solche Wahlergebnisse heraus wie z.B. bei der letzten Nationalratswahl oder der Landtagswahl in der Steiermark…

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      Da stimm ich dir nicht ganz zu. Am Anfang waren die Straßenblockaden ein unüberhörbarer Weckruf; mit der Zeit sind sie erst kontraproduktiv geworden, speziell im Wahljahr; so seh ich das jedenfalls.
      Manche andere Wahrnehmungen von dir kann ich gut teilen, manche nicht so sehr. Viele LG-Aktivist:innen waren sich in ihrem Agieren gar nicht so sicher.

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