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Der Papst, die Ukraine und der Mut

Papst Franziskus hat die Ukraine zum „Mut zur Weißen Fahne“ aufgefordert. Er meint, es sei besser über ein Ende des Kriegs zu verhandeln: „Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln“.

Welcher Teufel reitet da den Papst? Natürlich wären Verhandlungen besser als Kriege, aber die Ukraine zur „weißen Flagge“ aufzufordern, heißt, die Ukraine gegenüber einem der ärgsten Kriegsverbrecher (Putin) zur Kapitulation aufzufordern.

Wie viel Einfluss hat der Papst in der Ukraine? Naja: eine gute Million der Ukrainer*innen gehören direkt der römisch-katholischen Kirche an; weitere gut 5 Millionen Ukrainer*innen sind Mitglieder der „ukrainisch griechisch-katholischen Kirche“, einer orthodoxen Kirche, die aber mit der römischen „uniert“ ist und das Papsttum anerkennt. Insgesamt sind das ca. 15% der ukrainischen Bevölkerung.

Nicht alle diese (quasi-)Katholik*innen werden auf den Papst hören; dafür aber auch einige andere doch auch. Auch Putin wird sich den Papst anhören – und sich die Hände reiben.

Ja: ich würde auch zu Verhandlungen aufrufen: aber beide Teile. Ich wüsste auch schon, was ein vernünftiges setting für die Verhandlungen wäre:

  • Waffenstillstand und sofortiger Abzug der russischen Truppen
  • Eine politische Autonomie der Krim und der Bezirke Luhansk und Donezk nach Südtiroler Muster; in einigen Jahren Volksabstimmungen über die staatliche zugehörigkeit unter UNO-Aufsicht
  • Neutralität der Ukraine nach österreichischem Muster (also durchaus langfristig EU-Beitritt, aber keiner der NATO)

Aber auf mich hört ja keiner: nicht Selenskiy, nicht Putin und nicht der Papst.

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