michael bürkle

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Michael Bürkle

„Gott kann Sünde nicht segnen“

Heute in ORF online ein Bericht über vor Kirchen angezündete Regenbogenfahnen, über die Meinung des Vorarlberger Bischofs Elbs dazu, der eine „Neupositionierung“ der Kirche in der Frage homosexueller Beziehungen für notwendig halte. Und darüber, was Gott kann.

Ich bin nicht schwul, ich bin auch nicht katholisch. Es könnt mir also doppelt wurscht sein. Aber dass die vatikanische Glaubenskongregation – die Nachfolgerin der Inquisition – weiß, dass Gott keine Sünde segnen kann, find ich dann doch zu erstaunlich. Ich hab immer – damals noch! – geglaubt, Gott sei allmächtig und er könne also alles, also auch Sünder und Sünden segnen. Später sind mir dann Widersprüche aufgefallen zwischen den Behauptungen, Gott sei allmächtig, allwissend und allgütig, und das hat mir immerhin geholfen, ein Konzept „nur 2 von 3“ auszuarbeiten.

Und irgendwie beruhigt mich das. Die katholische Kirche unter Franziskus hat ja manchmal schon den Eindruck erweckt, aus der Schmuddelecke, in die sie sich über die Jahrhunderte verkrochen hatte, herauskommen zu wollen: z.B. homosexuelle Menschen und Beziehungen als gleichberechtigt anzuerkennen, z.B. sexuellen Missbrauch abzustellen.  Als mittlerweile durch und durch hartgesottener atheistischer Agnostiker will ich die Kirche aber gar nicht im Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens sehen: im Abseits ist sie mir „lieber“ oder wenigstens weniger störend. Und offenbar zeugen verbrannte Regenbogenfahnen doch davon, dass da noch viele in den düsteren Ecken bleiben wollen und das helle Licht (der Aufklärung) scheuen.


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Kommentare

4 Antworten zu „„Gott kann Sünde nicht segnen““

  1. Avatar von Whisker
    Whisker

    Naja, was Papst Franziskus angeht: bei dem habe ich zunehmend den Eindruck, dass er ein bißchen eine „Mogelpackung“ ist.

    Denn er hat zwar das Image, milde, weltoffen und modern zu sein – aber er äußert halt doch immer wieder Ansichten, die das genaue Gegenteil davon darstellen. D.h. wenns drauf ankäme, dann ist er halt doch immer „auf Linie“.

    Und auch die Absage des Vatikans an die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare paßt da ins Bild.
    Denn der werte Herr Jorge Mario Betgoglio a.k.a. Papst Franziskus hätte laut dem kirchlichen Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittensfragen durchaus die Möglichkeit gehabt, da quasi ein Machtwort zu sprechen, gegen das niemand in der Kirche anstinken könnte – wenn es ihm denn tatsächlich ein Anliegen wäre, dass homosexuelle Menschen in der Kirche gleichwertig wären und diese auch für sie da wäre.

    Und dass auch bei diesem Thema – wieder einmal – Franziskus‘ „hübsche“ Aussagen in direktem Widerspruch zur kirchlichen „Realpolitik“ stehen, verleitet mich – wieder einmal – zu der Annahme, dass er halt doch nur ein typischer Jesuit ist und ganz und gar nicht der weltoffene Reformer, als der er sich bzw. die Kirche ihn gerne verkaufen möchte.

    Andererseits: Seis drum.
    Der Kirche wird das langfristig wohl schaden, weil ihr auch deswegen die Mitglieder weiter davonlaufen werden, und das ist auch gut so. Denn damit verliert die Kirche auch weiterhin langsam, aber stetig an Einfluß.

    Und das ist eh schon mehr als nur überfällig.

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      ich denk, franziskus ist an seine grenzen oder die grenzen seines amts gestoßen. das amt ist das problem bzw. die gesamte struktur, für die dieses amt die spitze bildet.

  2. Avatar von Whisker
    Whisker

    > und das hat mir immerhin geholfen, ein Konzept „nur 2 von 3“ auszuarbeiten
    Wobei dieses Konzept bei Gott sogar noch zusätzlich eingeschränkt ist.

    Denn bei „allgütig und allmächtig“ ist „allmächtig“ alleine schon ein Widerspruch in sich.
    Weil diese zwingend auch die Fähigkeit der Allwissenheit umfassen müßte – andernfalls wäre die Macht Gottes damit bereits eingeschränkt und damit hätte sich die Allmacht erledigt.

    Und die Kombination „allmächtig und allwissend“ geht sich sowieso vorne und hinten nicht aus:
    Denn Allwissenheit würde die Entscheidungsfreiheit Gottes für zukünftige Handlungen dahingehend einschränken, dass er immer so handeln müsste, wie er es durch seine Allwissenheit vorhersehen könnte, ansonsten wäre er ja nicht allwissend. Und damit wäre die Allmacht ebenfalls dahin.

    D.h. für Gott wäre ausschließlich die Kombination „allgütig und allwissend“ widerspruchsfrei möglich, also quasi die Rolle eines reinen „allwissenden Beobachters“.

    1. Avatar von michael bürkle
      michael bürkle

      hi,
      mir gings da nicht um gott. mir gings nur ums prinzip „nur 2 von 3“.
      lg
      m

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