Veröffentlicht in Politik

Norbert Hofer ist kein Nazi. Fortsetzung


Was ein „Nazi“ ist, kann und müsste man definieren. Hofer ist sicher kein Mitglied der NSDAP oder der NDP (sondern „nur“ der FPÖ). Er ist Burschenschaftler, aber auch das macht ihn noch nicht zum „Nazi“. Er hat auch keine Asylantenquartiere angezündet etc; ich wüsste auch nicht, dass er solche Gewaltakte gutgeheißen hätte. Ich bin auch weit davon entfernt, alle Mitglieder (wie z.B. die örtlichen FP-Gemeinderäte) oder gar WählerInnen der FPÖ als Nazis anzunehmen. Ich glaube nicht, dass es in Österreich derzeit ca. 25% Nazis gibt.

Ich möchte den Begriff „Nazi“ nicht trivialisieren und damit entwerten, indem ich ihn auf jeden Rechtspopulisten anwende. Insofern ist Norbert Hofer für mich „kein Nazi“. (Und obwohl er keiner ist, gibt es genug andere sehr gute Gründe dafür, Van der Bellen zu wählen.)

Ich glaube durchaus, dass es heute wieder Menschen gibt, die man guten Gewissens „Nazi“ nennen könnte und dass diese Gruppe durch eine Wahl Hofers Auftrieb bekäme – obwohl er selbst (m.E.) keiner ist (sondern bloß ein „Alltags-Rechtspopulist“). Es gibt in der näheren Umgebung Hofers aber Personen, die wirklich als moderne „Nazis“ in Frage kommen. (Z.B. Mitarbeiter, die einschlägige Schriften beziehen und verbreiten.)

Ich würde jemanden als „Nazi“ bezeichnen, wenn dieser Mensch aus meiner Sicht eine gewisse Gewaltbereitschaft – auch bloß theoretischer Natur – erkennen lässt, und zwar nicht nur gegenüber Einzelpersonen (dann ist es ein potenzieller Gewalttäter), sondern gegenüber gesellschaftlichen Gruppen. Z.B. gegenüber Ausländern, gegenüber Frauen, gegenüber Menschen nicht-deutscher Muttersprache, gegenüber Menschen mit einer „anderen“ sexuellen Orientierung oder gegenüber Menschen eines religiösen Bekenntnisses.

Der Antisemitismus war ein wichtiges Kennzeichen der Nazis ab 1930. Er kann heute z.B. durch Antiislamismus oder Homophobie ersetzt werden.

Außerdem macht einen „Nazi“ für mich eine undemokratische Persönlichkeitsstruktur aus, also jemand, der eine autoritär agierende Führung gutheißt und anstrebt.


Ich frage meine LeserInnen: unter welchen Bedingungen würden Sie heute jemand als „Nazi“ empfinden? Was macht für Sie einen Nazi des 21. Jahrhunderts aus? Vielleicht kommen wir zu einer vernünftigen Definition.

Sie können Ihre Meinung posten, und Sie müssen dazu Ihren Klarnamen nicht angeben. Im Gegensatz zu sog. „social media“ muss ich Ihre postings aber aktiv freischalten und das werde ich bei zu Gewalt aufrufenden postings selbstverständlich nicht tun. (Bisher konnte ich noch jedes posting publizieren; meine poster hetzen nicht.)

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