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April (fast) wie August

[Die Eckdaten, von denen ich spreche: in Vorarlberg 2023 altes Haus (Bj. 1974) umgestellt von Gasheizung auf Photovoltaik und Wärmepumpe; PV in Betrieb seit 30.6./1.7.23, Wärmepumpe seit Oktober. PV-Anlage: 48 qm, 9,96 kWp, SO-ausgerichtet. Errichtungskosten zusammen ca. 40.000 €; Förderung durch Bund und Land ca. 18.000 €; das alles im Rahmen einer umfangreichen Sanierung.]

Der 1. April

Der April begann kalt, feucht und also energetisch mager. Meine PV-Anlage produzierte am 1. April gerade einmal 5,43 kWh Strom; der Haushalt und mit ihm die Wärmepumpe verbrauchten aber 11,86 kWh. Als Energiekurve sah das so aus:

 

Man sieht die bescheidene Produktion, die am frühen Nachmittag fast zum Erliegen kam. (In Gelb selbst verbrauchter, in Grau eingespeister Strom.) Man sieht die Verbrauchsspitzen, die die Wärmepumpe erzeugt. Mein Elektriker hat mir einmal erklärt: „A so a Pumpa bruucht scho ab und zua an g’höriga Schluck Strom“. („So eine Pumpe braucht schon ab und zu einen kräftigen Schluck Strom.“)

Am 1.4. waren das ab 6 Uhr morgens über den Tag verteilt 14 „Schlucke“ Strom; mit Spitzen bis zu ca. 3,8 kW. Dabei braucht die Wärmepumpe den Strom nicht direkt zur Wärmeerzeugung, sondern nur für den Betrieb des Pumpwerks, das der Umgebungsluft Energie entzieht und diese zu Wärme macht. Die Spitzen dauern nur ein paar Minuten, aber sie sind zwischen 2,4 und 3,8 kW hoch und treiben den Stromverbrauch am 1.4. auf fast 12 kW. (Das ist freilich deutlich geringer als im Dezember und im Jänner.) Als ich das das erste Mal Ende Oktober sah, war ich zunächst sehr irritiert ob der Menge Strom, die da verbraucht wird.

Was man als kleine blaue Grund-Welle des Verbrauchs noch erkennen kann: die Grundlast der Wohnung. Ja, der Kühlschrank läuft durch; Radio ist in Betrieb; der Router läuft, Lampen brennen usw. usf. Aber das ist im Vergleich zur Wärmepumpe minimal.

Ab dem 2. April

Das wurde ab dem 2. April ganz anders. Die Stromproduktion stieg mit dem Sonnenschein, den es plötzlich gab; die Luft erwärmte sich und die Wärmepumpe begann, sich abzuschalten. Am 6. April sah das so aus:

 

Die Nacht war noch kühl: die Wärmepumpe benötigte 7 Spitzen zwischen Mitternacht und 8:45 Uhr. Die letzte dieser Spitzen (in Gelb) konnten wir schon mit „Eigenstrom“ abdecken. Danach gab es für den Rest des Tages keinen Bedarf mehr, nur mehr die „Grundlast“: insgesamt summierte sich der Verbrauch auf gerade einmal 7,2 kWh. Aber die Stromproduktion lief sehr gut: es kamen 51,45 kWh zusammen: ein geradezu sommerlicher Wert, den die Anlage im Juli, August oder September immer wieder geliefert hatte.

Bisher gab es 3 „fette“ Monate an Stromproduktion: der Juli, der September und der August. Der Oktober war schon etwas herbstlich; von November bis Jänner dauerte der Heizungswinter.

In Daten (Stand am 8.4.):

Monat Menge Produktion Mittelwert Produktion Menge Verbrauch Mittelwert Verbrauch
Juli 1.271,77 41,02 87,4 2,8
August 1.100,31 35,49 93,7 3,0
September 1.144,64 38,15 82,4 2,7
Oktober 760,42 24,53 174,3 5,6
November 216,65 7,22 546,6 18,2
Dezember 69,68 2,25 731,2 23,6
Jänner 188,70 6,09 837,1 27,0
Februar 484,12 16,69 463,5 16,0
März 826,98 26,68 379,4 12,2
April [269,07] 33,63 [60,8]
7,6

Als Diagramm:

 

Der April ist noch unvollständig, aber im Mittel der Stromproduktion konkurriert er bereits mit dem August: 33,63 vs. 35,49 kWh. (Ja, wir haben einen massiven, von Menschen gemachten Klimawandel. Unsere Frühlingsmonate verhalten sich bereits wie Hochsommer.) Und auch der Verbrauch hat sich gegenüber den Wintermonaten bereits deutlich reduziert – von selbst, ohne dass ich an der Steuerung der Wärmepumpe Änderungen vorgenommen habe. Ich habe mir zwar gedacht, dass es angesichts des Klimawandels bereits möglich wäre, die Wärmepumpe abzuschalten, muss das aber noch mit meinem Mieter für die Wohnung im Erdgeschoß klären. (Außerdem funktioniert die Fernbedienung über Internet für die Wärmepumpe derzeit nicht; die Firma meint, sie bemühe sich drum.)

Es sieht derzeit ganz so aus, als ob der April der vierte Monat mit einer Gesamtstromproduktion von über einer MWh werden könnte.

Der weitere April

Meine PV-Software versorgt mich auch mit Wettervorausschau. Für den Rest dieser Woche sieht das so aus:

 

Ja, man kann erahnen: der Mittwoch wird kühl und bedeckt – wenig Stromproduktion, einiger Bedarf an Wäremepumpenwärme; der Dienstag ist nicht so warm wie heute, aber er soll noch etwas Sonne bekommen. Auch der Rest der Woche sieht gar nicht so schlecht aus für Stromproduktion und sparsamem Stromverbrauch.

Photovoltaik & Wärmepumpe und Klima

Im Prinzip macht Photovoltaik mit Wärmepumpe das, was der menschengemachte Klimawandel dringend braucht. Wir erzeugen praktisch keine Treibhausgase mehr; wir erzeugen aber so viel Strom, dass wir den größten Teil ins öffentliche Stromnetz einspeisen können und so mithelfen, Verbrennungsmotoren zu ersetzen. Wir erzeugen viel mehr Strom als wir verbrauchen. Die Wärmepumpe entzieht der Luft Wärme und gibt wieder etwas kältere Luft an die Umgebung ab: in Zeiten der Überhitzung ist das richtig.

Es ist sehr richtig, dass der Staat den Umstieg von der Verbrennung auf nachhaltige Energie fördert und auch fordert. Wir können uns den Erdöl- und Erdgaskapitalismus nicht mehr leisten. (Überhaupt: der Kapitalismus ist an sich ein Problem.)

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[…] habe bereits am 8. April eine durchaus optimistische Vorausschau auf meinen Stromhaushalt gewagt: „April (fast) wie August“. Der Monatsanfang war ertragreich gewesen; in der Monatsmitte folgten dann – April, April! […]