Syrien hatte ca. 21 Millionen Einwohner; derzeit befinden sich ca. 4-5 Millionen auf der Flucht außerhalb des Landes. Etwa 1 Million (offiziell weniger) dürfte im Libanon sein (der selbst nur etwa 4 Millionen Einwohner hat), ca. 2 Millionen in der Türkei (die selbst mit knapp 80 Millionen Einwohnern zwar ein riesiges, aber nicht gerade wohlhabendes Land ist). Viele Syrer sind noch innerhalb Syriens auf der Flucht.
Dazu gibt es natürlich noch Flüchtlinge aus dem Irak, aus Afghanistan und aus Afrika, die nach Europa kommen.
Was tut Europa?
Europa zieht die Mauer hoch. Die Regierungen haben aus dem zivilgesellschaftlichen Einsatz vieler Menschen in Europa im Jahr 2015 „gelernt“: wenn die Flüchtlinge einmal da sind, wird ihnen auch geholfen. Also müssen „wir“ (also: die Regierungen) verhindern, dass „sie“ (die Flüchtlinge) da sind. (Auch die rot-schwarze österreichische Regierung hat diesen „Lernprozess“ vollzogen, obwohl ziemlich klar ist, dass sie auf eine Weise gelernt hat, die internationalen Abkommen widerspricht.)
Dieser „Lernprozess“ ist eine Schande. Ich kenne niemand, der „offene Grenzen“ will, aber es gibt ein Menschenrecht auf Asyl. Man kann dieses Menschenrecht nicht auf Jahres- oder Tagesrationen einschränken. Man kann es auch nicht an die südlichen Grenzstaaten der EU delegieren: Griechenland, Italien, Spanien. Es ist Sinn der EU, Lasten zu teilen.
Nach der Sklaverei im Kolonialismus und der Ausbeutung im Imperialismus ist das Hochziehen der Mauern das dritte – ich würde sagen: fundamentale – Verbrechen Europas (und des gesamten Westens) am „Süden“. Dabei ist der Bürgerkrieg in Syrien nur ein kleiner Vorbote kommender Krisen. Die Hungernden des Südens werden nicht ewig zusehen.
Wer heute nicht teilen will, verschärft die Krisen von morgen.
Leseeinladung:
Der neue Gegensatz: Pest vs. Cholera statt Links vs. Rechts
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