1. In Österreich

Die zweite Welle ist da; sie plätschert unregelmäßig: in den letzten Tagen zwischen 100 und 160 Zunahme an Infektionen pro Tag. An verschiedensten Stellen poppen Cluster auf; noch ist es kein Tsunami; Österreich hat zumindest in der Gesundheitsverwaltung gelernt, mit dem Virus umzugehen. Die Österreicher selbst verhalten sich zu guten Teilen allzu sorglos. Schulen wurden geschlossen, Kirchen, Fleischereien …

Die Politik hat manches noch nicht ausreichend gelernt. Es wird im Handel wieder die Maskenpflicht eingeführt. Sie wird vom Kanzler auch damit begründet, dass die Maske ein Symbol sei. Das ist in mehrfacher Weise Unsinn. Es ist ganz eindeutig, wo Cluster entstehen: dort, wo viele Menschen auf relativ engem Raum über längere Zeit beisammen sind, gemeinsam auf engem Raum unter Stress arbeiten oder feiern. Auf Parties, in Nachtlokalen. In Betrieben wie Massen-Fleischereien oder Postverteilzentren. In kirchlichen Messen. Dort kann sich das Virus gut und schnell verbreiten.

Die Maskenpflicht in Einkaufszentren –  schon gar „als Symbol“ – ist unglaubwürdig und kaum sinnvoll. In der Warteschlange an der Kassa vielleicht.

Die Bundesregierung müsste mutiger werden und die wahren Gefahrenherde benennen und regeln. Man muss in Industrie-, Tourismus- und Religionsbetrieben (Kirchen, Moscheen, …) klare Höchstgrenzen an Menschen pro Raum definieren. Das muss man dann auch überwachen. Da muss man auch Kundenverluste in Kauf nehmen. Man muss für ordentliche Unterbringung sorgen: bei ErntearbeiterInnen wie bei Tourismus-PraktikantInnen. Man muss lernen, dass Dinge, die im Kapitalismus üblich sind, nicht mehr tragbar sind. Ja, das geht über Symbolpolitik weit hinaus.

Die absoluten Zunahmen:

Die relativen Zunahmen:

Und die Anzahl der Erkrankten:

Alle, die geträumt haben, dass sich das Virus still und leise vertschüsst, müssen umdenken. Nicht nur in Österreich.

Auch ich plane das nächste Semester meiner Schule schon unter dem Corona-Vorzeichen. Eröffnungsabende? Unterricht? Alles fern? Wie denn?

2. weltweit

Wie letzte Woche: Das Virus wütet derzeit vor allem in Amerika – Nord und Süd, im Nahen Osten, in Asien – am indischen Subkontinent und in seiner Nachbarschaft, nun auch schon in Afrika. Europa hat den Tsunami im Großen und Ganzen einigermaßen überstanden und stellt sich in allen Ländern auf das Geplätscher der zweiten Wellen ein. Ja, die zweite Welle ist da, die zweiten Wellen sind da, dabei ist aus Sicht des Globus die erste Welle noch gar nicht abgeschlossen.

Weltweit haben wir (nach der Johns Hopkins University) derzeit bereits 12 Millionen festgestellte Infektionen. Knapp 8 Millionen sind genesen, knapp eine halbe Million ist verstorben: etwa gute 4% der festgestellt-Infizierten sterben – je nach Land mehr oder weniger.

Wir werden mit dem Virus bis auf Weiteres leben und sterben müssen, weltweit. Man kann mit ihm leben, man kann an ihm sterben.

2.1. Einige Besonderheiten

2.1.1. Arabische Kleinstaaten

In der Anzahl der Fälle pro Einwohner liegen 4 kleine arabische Staaten weit voran: Katar mit 2,7 Millionen Einwohnern verzeichnet 4.038 Infektionen pro 100.000 Einwohnern, Bahrain mit 1,5 Millionen Einwohnern 2.595 Infektionen pro 100.000 Einwohnern, Oman (mit 4,8 Mio Ew. und 1.550) und Kuwait (mit 4,1 Mio Ew. und 1.532 Fällen) folgen. Gefolgt von Saudi-Arabien, das mit 17,6 Mio Einwohnern nicht unbedingt mehr ein Kleinstaat ist. Mir ist das nicht erklärlich. Wird da anders gemessen? Wird anderes gemessen? Die Fallzahlen sind seltsam hoch, die Sterbezahlen verhältnismäßig gering.

???

2.1.2. Die „Finnland-Zahl“

Finnland hat offenbar gesetzlich geregelt, dass „für Länder, in denen innerhalb der letzten 14 Tage weniger als acht Coronavirus-Fälle pro 100.000 Personen diagnostiziert wurden, die Einschränkungen aufgehoben werden können.“ (nach https://orf.at/stories/3174827/) Damit haben die Finnen eine Maßzahl definiert, die die Aktivität des Virus in einem Land innerhalb der letzten beiden Wochen beschreibt.

Österreich war in Bezug auf diese „Finnland-Zahl“ schon sehr gut: Anfang Juni lagen wir da bei 3,85. Da hatte es also in einer Mittelstadt wie z.B. Innsbruck innerhalb von 2 Wochen keine 4 Neuinfektionen gegeben. Derzeit sieht es völlig anders aus: wir liegen bei über 17 und prompt haben die Finnen für Einreisende aus Österreich eine Quarantäne verhängt – was prompt durch unsere Medien gegangen ist.

Dabei sind 17 Neuinfektionen für 100.000 Menschen in den letzten beiden Wochen weltweit gesehen noch sehr gut. Bahrain und Oman liegen da um die 400!!! Panama (ca. 355), Kirgisistan (ca. 354), Südafrika (ca. 295), die USA (ca. 284), Brasilien (ca. 266) und Israel (ca. 246) folgen – das sind momentan die „hot spots“ aus weltweiter Sicht. In Europa liegt Österreich etwa gleichauf mit Ländern wie Weißrussland, der Schweiz, der Türkei und Frankreich. Die finnischen Kriterien für eine Reisefreigabe erfüllen z.B. Deutschland (ca. 8), Japan (ca. 6) und auch Italien (ca. 5), in denen sich das Virus derzeit relativ ruhig verhält.